Berlin – Die anhaltenden Lieferengpässe seit mehreren Monaten sind offensichtlich nicht nur auf ein Verteilungsproblem zurückzuführen. Die Nachfrage übersteigt die Produktion, und Apotheken kämpfen damit, den Mangel in verschiedenen Bereichen zu bewältigen. Dennoch kommt es immer wieder vor, dass bestimmte Apotheken plötzlich größere Mengen an Waren erhalten, während andere leer ausgehen. Die Teams gehen unterschiedlich mit dieser Situation um.
Eines der ständig knappen Produkte ist Paracemolsaft für Kinder. Es gibt zahllose Berichte über verzweifelte Eltern, die von Apotheke zu Apotheke eilen, um noch Ware zu bekommen. Kollegen helfen sich teilweise gegenseitig, und in den sozialen Medien gibt es einen regen Austausch über das Angebot und die meist deutlich höhere Nachfrage.
Es gibt jedoch auch Apotheken, die irgendwie immer an Ware gelangen. Der Leiter eines Filialverbunds berichtet, dass er über mehrere Lieferungen insgesamt 2000 Packungen Paracetamolsaft erhalten hat. Er bestellt einfach sehr früh am Morgen, wenn kurzfristig Ware verfügbar ist. „Wer nichts bekommt, steht zu spät auf“, lautet seine provokante These.
Er hat deswegen kein schlechtes Gewissen. Wenn der Hersteller keine Kontingente festlegt, ist das schließlich nicht seine Schuld. „Ich nutze den Markt nicht aus, ich breche auch keine Gesetze, ich bin einfach schon früher wach.“
Was die Verteilung in der Stadt betrifft: Es hat sich inzwischen herumgesprochen, dass seine Apotheken regelmäßig Waren haben, die anderswo nicht erhältlich sind. Ob die Patienten eine etwas längere Anfahrt zu einer seiner Apotheken haben oder 20 andere abklappern müssen, kommt auf dasselbe heraus. Da die Säfte grundsätzlich nur gegen Rezept abgegeben werden, kann die Verteilung nicht unfair sein. „Jeder, der bei uns eine Packung bekommt, benötigt sie wirklich“, so der Apothekenleiter.
Er kann verstehen, dass andere Kollegen frustriert sind, „aber so ist nun mal der Markt“. Seine Apotheken bereiten sich jetzt auf den Herbst vor. „Wir werden weiterhin alles versuchen, möglichst alles liefern zu können.“